Gesundes Bauen hat Zukunft, aber die Frage bleibt: Wie finanzieren wir diesen Anspruch? Wie übertragen wir das gesunde Raumklima und die gesunden Mitarbeiter in ein bezahlbares Gebäude? Während des Innovationsworkshops „Finanzielle Aspekte” des Healthy Building Network wurden diese Fragen am 12. Juni 2019 beantwortet. Die Anwesenheit von 100 Interessierten und eine beachtliche Warteliste sind Zeugnis dafür, dass dieses Thema elektrisiert.
Das Stadskantoor von Venlo ist ein Gebäude mit hohem Anspruch, das nicht mehr als ein herkömmlicher Bau gekostet hat. In ihm stecken viele Innovationen, die dazu beitragen, Raumklima, Licht, Akustik und Wasseraufbereitung zu optimieren. Dieses Gebäude dient dem Wissen, das von den Gastrednern unseres Innovationsworkshops entwickelt wurde, als Inspiration.
Wissenschaftliches Fundament
Piet Eichholtz, Professor of Real Estate Finance an der Universität Maastricht, präsentiere die neuesten Erkenntnisse über Gesundheit und Produktivität von Menschen, die in einem gesunden Gebäude arbeiten. Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass es einen signifikanten Unterschied in Bezug auf das Gesundheitserlebnis von Menschen in einem ungesunden und in einem gesunden Gebäude gibt. Dabei sind die Auswirkungen der Luftqualität höher als die von Licht, Geräuschen oder zum Beispiel der Temperatur. Die Details seiner Forschungsergebnisse werden in Kürze auf dieser Webseite zu finden sein. Im weiteren Verlauf der Studie werden auch Daten über krankheitsbedingten Ausfall, Produktivität und harten Fakten, die mit Sensoren gemessen werden, berücksichtigt.
Restwertrechner
Das C2C ExpoLAB arbeitet zusammen mit TNO, dem unabhängigen Forschungsinstitut in den Niederlanden, an der Entwicklung eines Kalkulators (Restwertrechner), mit dessen Hilfe der Restwert von Produkten bestimmt werden kann. Bas van de Westerlo (C2C ExpoLAB) und Willemijn van der Werf (TNO) präsentierten ihre Ergebnisse. Ende 2018 wurde nämlich eine Methode entwickelt, ein webbasiertes Tool sowie ein Residual Value Kalkulator. Dies sind wichtige Werkzeuge für den Business Case „Zirkuläres Bauen”. Denn dieser Business Case ist sehr stark vom Unterschied zwischen dem Rohstoffwert (etwa beim Recycling) und dem Mehrwert, der erhalten bleibt, wenn das Produkt als Ganzes wiederverwendet werden kann (wie bei der Kreislaufwirtschaft), abhängig.
Business Case Tool
Bei dem zweiten Tool, das präsentiert wurde, handelte es sich um den vollständigen Business Case eines gesunden Gebäudes. Dieses Tool wurde gemeinsam vom C2C ExpoLAB und HEVO entwickelt. Es berücksichtigt in seinen Berechnungen sämtliche Kosten eines Gebäudes. Die Kosten eines Ortes, in dem viele Menschen zusammenarbeiten, setzen sich aus 1% aus Energie, 9% aus Gebäudekosten und zu 90% aus Personalkosten zusammen. Wenn alle diese Kosten zusammen in einen Kalkulator eingegeben werden, wird klar, dass die Amortisationszeit nachhaltiger Lösungen oft lang ist, jedoch bereits sehr schnell ein positiver Cashflow generiert wird.
Im von HEVO genannten Beispiel lag die Amortisationszeit von einigen Maßnahmen mit Auswirkungen auf die Luftqualität beispielsweise bei 5,6 Jahren. Allerdings entstand bereits schon im zweiten Jahr ein positiver Cashflow. Dank dieses Tools entsteht bei Investoren, Eigentümern und Nutzern von Gebäuden Transparenz, warum sie ein gesundes Gebäude haben wollen könnten und wie sie dieses finanzieren können. Das Tool kann aber auch von Lieferanten gesunder Materialien genutzt werden um zu zeigen, dass es neben dem Anschaffungswert noch weitere finanzielle Auswirkungen gibt.
Gesundes Hotel
Der Veranstaltungsort des Innovationsworkshops war ein Bonus. Das Van der Valk Hotel in Venlo war nicht nur ein guter Gastgeber. Der Manager ging auch auf die Umbaumaßnahme ein, die im August dieses Jahrs beginnen soll. Dank dieser soll das Hotel zu einem gesunden Hotel werden. Materialien sind durchdacht, aber die Hoteliers schauen noch weiter über den Tellerrand. Es wird beispielsweise auch zusammen mit der HAS-Hochschule nach Möglichkeiten gesucht, die benötigten Nahrungsmittel inhäusig unter Nutzung der vorhandenen Restwärme selbst anzubauen.
Geschrieben von:
Désirée Driesenaar, Blue Economy Expert