Unser eigenes Haus
Wir kamen in einem Alter, in dem wir aus unserer Wohnung im Zentrum von Venlo raus wollten. Wir wollten unser erstes Haus beziehen. Ich selbst hatte nie darüber nachgedacht, wo oder wie ich leben wollte. Mein Lebensgefährte hingegen hatte bereits einen ganzen Plan in der Schublade. Sein Traum war es, sich eines Tages ein eigenes Haus zu bauen. Ich war von der Idee direkt überzeugt und wollte gleich mit einer Einsteigerimmobilie anfangen. Wir wollten gerne in einer ländlichen Gegend leben. Alte, modernisierte Bauernhöfe haben uns besonders angesprochen. Was wir vorfanden, waren jedoch Sanierungsobjekte. Dann haben wir beschlossen: Warum nicht in altem Stil neu bauen?
Mein Antrieb für nachhaltige Immobilien
Damals arbeitete ich noch für die Gemeinde Venlo und war als Politikberaterin für nachhaltige Entwicklung schon oberflächlich mit der Cradle-to-Cradle-Philosophie infiziert. Meine einzige Bedingung war für den Neubau war folglich, dass es ein nachhaltiges und gesundes Objekt wird.
Aufgrund eines persönlichen Schicksals achte ich sehr auf die Gesundheit. Mein Vater hatte Krebs. Man beschäftigt sich automatisch damit, und das hat mich dazu gebracht, über die Welt nachzudenken. In der Zeit wurde mir bewusst, dass das Raumklima einen ziemlichen Einfluss auf die Gesundheit der Bewohner haben kann. Dass in Wohnräumen gesundheitsschädliche Materialien verwendet werden, die krebserregend sind, war mir ebenfalls bekannt. In meinen Gedanken bin ich immer wieder darüber gestolpert. Warum erschaffen wir uns (wahrscheinlich unbewusst) ein ungesundes Umfeld?
Anforderungen des Hauses und Zusammensetzung des Teams
Der Rahmen wurde abgesteckt: Neubau im alten Stil, höchstmögliche Nachhaltigkeit innerhalb des Budgets (mit Schwerpunkt auf Energie, Wasser und Rohstoffe) und Gesundheit. Wir stellen ein Team aus Architekt, Bauunternehmer und Installateur zusammen, um das Beste daraus zu machen und so effizient und effektiv wie möglich zu arbeiten. Unser Anspruch war klar. Die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen waren lagen derart auf der Hand, dass es keiner weiteren Diskussion bedurfte:
- Das Dach auf der Südost-Seite wird vollständig mit Solarpaneelen bedeckt sein: maximale Energieerzeugung, jetzt und in der Zukunft.
- Viele Fenster und Sonnenorientierung: kostenlose Wärme von der Sonne. Frage: wie schafft man an warmen Tagen Schatten?
- Das Tragwerk des Hauses wird aus unbehandeltem Holz bestehen. Passt zum alten Stil und zu gesundem Material.
- Der Fußboden besteht aus Grobspanplatten. Die herkömmlichen Platten enthalten Formaldehyd und können krebserregend sein. Allerdings gibt es auch alternative Platten, bei deren Herstellung Harze anstelle von Formaldehyd verwendet wurden. Wir haben uns für Letztere entschieden.
- Vorhandene Ziegel: passt zum alten Stil und entspricht dem Gedanken der Wiederverwendung von Rohstoffen.
- Dachziegel, die CO2 abbauen: so etwas gibt es wirklich!
Das Ideal unseres Teams bestand darin, dass jeder mit seinem Fachwissen sofort erkennen konnte, ob es noch in das Budget passte.
Langlebige Materialien
Wir wurden ziemlich schnell darauf aufmerksam, dass es in einem Haus viele verschiedene Materialien gibt, die Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Wir trafen dann die Entscheidung, wählerischer bei den einfach umzusetzenden Dingen und der Innenausstattung des Hauses zu sein. Das Fundament konnte erst einmal so bleiben wie es ist. Wir haben uns kritisch mit den Materialien der Trennwände, der Böden und der Farben auseinandergesetzt. In diesem Zuge kam es zu vielen interessanten Begegnungen. Bei den Verkaufsgesprächen kamen wir den Tatsachen bereits schnell auf den Grund!
Obwohl wir uns für uns bereits eine Auswahl getroffen hatten, wo wir gesunde Alternativen oder nicht würden finden können, war es eine mühsame Suche, über die man Studien hätte verfassen können.
Je weiter der Prozess voranschritt, desto weniger Lust und Elan hatten wir, um uns auf diese Suche zu begeben. An einem bestimmten Punkt kann man den Wald vor lauter Bäumen einfach nicht mehr sehen. Und dann habe ich ja auch noch etwas Ahnung von der Thematik! Ich kann mir vorstellen, dass ein durchschnittlicher Niederländer keine Ahnung hat, wie er in diesem Bereich Entscheidungen treffen kann. Heutzutage fordern alle das “nachhaltigste” Produkt. Aber was daran nachhaltig ist, und vor allem, ob es gesund ist, kann kaum einer selbst bewerten. In diesem Fall kann eine C2C-Zertifizierung helfen, aber das schränkt Ihre Auswahl schon stark ein (da es nicht viele vergleichbare Produkte gibt). Eine weitere Zertifizierung “émissions dans l’air intérieur” informierte uns mehr über die Auswirkungen auf die Luftqualität in Innenräumen. Das gab uns auch einige Hinweise. Letztendlich besteht unser Innenausbau aus natürlichen Materialien oder einem zertifizierten Produkt.
Wiederverwendbarkeit von Materialien
Wenn Sie glauben, dass Sie nun bereit sind, kommen neue Herausforderungen: Die Produkte selbst mögen gesund sein, aber wir wollten auch die Wiederverwendbarkeit dieser Produkte berücksichtigen. Wo immer es möglich war, haben wir die Materialien so verwendet, dass man sie sortenrein trennen kann. Aber was ist wenn, Materialien beschichtet sind? Und wenn wir noch Material übrig hatten, wie bringen Sie es zurück zum Lieferanten? Das ist im Bauschuttcontainer gelandet. Diese Herausforderung kann einfach nicht als ein Haushalt bewältigt werden. Und um ehrlich zu sein: Wir waren damit fertig und wollten einfach umziehen und unser neues Zuhause genießen.
Verbindungen schaffen durch nachhaltige Immobilien
Wir leben nun seit über zwei Jahren dort, und wir fühlen uns Wohl in unserem neuen Zuhause. Wir lieben die vielen Fenster im ganzen Haus. Es ist schön, Innen und Außen zu vereinen, und die Menge an Sonnenlicht und Wärme im Inneren zu haben. Wenn wir ein Elektroauto aufladen, liefern wir mehr Energie, als wir verbrauchen, also haben wir keine Energierechnung (ist natürlich in der Hypothek enthalten). Unsere erste Idee des Sonnenschutzes bestand darin, Bäume zu platzieren, die Schatten spenden. Allerdings hätten diese zu nah am Haus gestanden, weswegen wir davon absehen mussten. Also habe wir uns für Fensterläden (passend zum alten Stil) und der Platzierung eines offenen/geschlossenen Vordaches über der Terrasse entschieden.
Fazit
Es war ein sehr lehrreiches und intensives Projekt, mit einem Ergebnis, bei dem wir unsere Kinder in einer gesunden Umgebung aufwachsen sehen können und in der wir sicher, hoffentlich gesund, alt werden.
Allzeit gute Gesundheit! Ob es gut ist, hängt zum Teil von uns ab, aber wir haben es auch teilweise unter Kontrolle.
Die Einrichtung der Umgebung, in der wir uns viel aufhalten, wie zum Beispiel in Gebäuden, ist etwas, das wir selbst kontrollieren.
Die Menge an Sonnenlicht, die wir drinnen haben, und die Aussicht auf den Garten geben mir jedes Mal das Gefühl, als seien wir in Urlaub. Ein Gefühl der Freude, des Stolzes und der Ruhe.
Das ist eine Umgebung, in der ich mich gerne aufhalten würde. Ein Gefühl, das ich jedem in dem Umfeld, in dem er viel ist, gebe. Ob zu Hause oder am Arbeitsplatz, ein gesundes Gefühl ist das, was ich jedem gebe.