Healthy Building Movement was betrokken in dit project. | |
Function | Archief |
Fertiggestelt | 2022 |
Fläche in m2 | 4.410 |
Projektteam | DGM Architekten, HHS Hegger Hegger Schleiff Planer + Architekten Rugnau Architekten, KRAFT.Raum., raumkontor Innenarchitektur, Kempen Krause Beratende Ingenieure, DTF Ingenieure, Perpendo |
Beteiligte Parteien | Elbau GmbH, Schüco International KG, Trilux GmbH, Erco Leuchten GmbH, Vandersanden Deutschland GmbH, Rinn Beton- und Naturstein GmbH, Hess AG, L. Michow & Sohn GmbH |
Adresse | Ransberg 41, 41751 Viersen, Duitsland |
Website | www.archive.nrw.de/nl/kreisarchiv-viersen |
Anleitung
Das Kreisarchiv Viersen war in der Kurkölnischen Landesburg in Kempen untergebracht. Das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert entsprach jedoch weder technisch noch funktional den Anforderungen. Da die Kurkölnische Landesburg ein denkmalgeschütztes Gebäude ist, war eine umfassende Renovierung nicht möglich. Zudem sind die Anforderungen an die Archivierung von staatlichem Eigentum gestiegen. Daher wurde ein neues Gebäude notwendig.
Einerseits war das Ziel, eine optimale Aufteilung für die Archivierung zu schaffen, andererseits sollte das Archiv besser in die kulturelle Infrastruktur und die Erfüllung kommunaler Aufgaben integriert werden. Südlich der Viersener Straße und westlich von Ransberg standen etwa 5.000 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung. Durch die Wahl dieses Standorts wurde auch die Erreichbarkeit verbessert, was die Qualität und den Service des Archivs erheblich steigert.
Bauprozess
Die Gestaltung eines Archivs ist anspruchsvoll. Die interne Organisation und Prozesse, die klimatischen Bedingungen und der Umgang mit dem Archivmaterial spielen alle eine wichtige Rolle.
Dank der Zusammenarbeit zwischen baulicher Planung und spezialisierten Ingenieuren für die sichere Lagerung von Archivmaterial wurde ein Gesamtkonzept entwickelt. Das Gebäude hat zwei Funktionen: die offenen Arbeits- und Besucherräume und den geschlossenen Archivraum. Dadurch stellte das Kreisarchiv-Projekt mehrere Herausforderungen, die wie folgt angegangen wurden:
Doppelte Funktionalität
Es gibt getrennte Strukturen für die öffentlichen Räume und den Archivraum. Dadurch war ein individuelles Design für jede Funktion möglich, die gleichzeitig innerhalb eines Gebäudes existieren können.
Architektonisches Erbe
Die lokale “Berfes”-Bauweise inspirierte das Design des Lagers. So wird die regionale Architektur durch eine monolithische Ziegelfassade mit modernem Twist geehrt.
Zugänglichkeit
Das Gebäude liegt prominent an der Ransbergstraße. Dies sorgt für mehr Sichtbarkeit und diverse Zugangspunkte, sowohl Treppen als auch barrierefreie Rampen.
Nachhaltigkeit
Das Projekt priorisierte recycelte und nachhaltige Materialien, wie gebrauchte Ziegel und Holzkonstruktionen. Die Lebenszyklusanalyse führte zu grünen Bautechniken für verbesserte Effizienz und Umweltleistung.
Diese Strategie bedient sowohl die Organisation, die Nutzer als auch den Standort und resultiert in einem erfolgreichen und nachhaltigen Archivgebäude.
Gesundes Gebäude
Innenraumluftqualität
Die Archivräume erfordern eine durchschnittliche Temperatur von 18 Grad Celsius bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent und langsamen Klimaschwankungen. Diese Anforderungen werden durch ein System von Belüftungskanälen aus recyceltem Polyethylen erfüllt.
Die Büros im Erdgeschoss bieten Ruhe, frische Luft und einen Ausblick auf die Landschaft im Süden.
Thermischer Komfort
Das Gründach enthält geneigte Isolierung über der Holzdecke. Zudem bietet das Gründach die Möglichkeit, Temperaturspitzen abzumildern. Es kühlt im Sommer und verliert im Winter weniger Wärme.
Die Trennwände sind aus trockenen Lehmkonstruktionen gefertigt. Lehm hat einen positiven Einfluss auf das Innenklima und kann nach Gebrauch einfach wiederverwendet oder der Natur zurückgegeben werden.
In den Büroräumen wird ausschließlich ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung genutzt. Die benötigte Wärme wird durch Fußbodenheizung geliefert, was im Sommer auch passive Kühlung durch die Nutzung von Grundwasser ermöglicht. Die Heizung und Kühlung erfolgt über einen Eisspeicher im Boden in Kombination mit einem sogenannten Powerdach (eine Kombination aus Sonnenkollektor und PV-System). Natürlichkeit ist das Motto – auch in Bezug auf Luftzirkulation, Optimierung des Tageslichts durch hervorragende Dachüberstände und Temperaturregelung über das Gründach. All diese Maßnahmen sind aufeinander abgestimmt, um die hohen Anforderungen an ein einheitliches Klima zu erfüllen.
Licht
Das Tageslicht wird optimal durch die großen Fenster genutzt, aber nicht durch hervorragende Dachüberstände beeinträchtigt. Zusätzlich wird freihängende Beleuchtung mit energiesparenden LED-Leuchten verwendet.
Nachhaltigkeit der LED-Beleuchtung
Die Verwendung von freihängender Beleuchtung mit energieeffizienten LED-Lampen ist nachhaltig, da LEDs bis zu 80% weniger Energie verbrauchen und eine deutlich längere Lebensdauer haben, was Materialverbrauch und Abfall reduziert. LEDs erzeugen weniger Wärme, wodurch der Kühlbedarf sinkt und weitere Energie eingespart wird. Sie enthalten keine giftigen Materialien, was die Umweltbelastung verringert und die Entsorgung erleichtert. Zudem bieten sie bessere Lichtqualität und reduzieren Lichtverschmutzung durch präzise Steuerung.
Akustik
Die Innenakustik wird durch Holzlamellenpaneele und Holzfaserisolierung verbessert.
Look & Feel
Die Fassade ist mit horizontal verlegten Weichholzbalken versehen. Insgesamt wurden etwa 490 m³ Holz verwendet. Das Material bindet CO2 über den gesamten Nutzungszyklus hinweg.
Das Gebäude und die direkte Umgebung schaffen einen Mehrwert für Mensch und Umwelt. Die Außenbereiche sind so gestaltet, dass die Biodiversität erhöht wird und heimische Tier- und Pflanzenarten ein neues Zuhause auf dem Gelände finden. Großflächige Gründächer verbessern die Luftqualität an der stark befahrenen Straße und die Anpflanzung einheimischer Pflanzenarten in den Außenbereichen sorgt für Lebensraum. Der Teich, gespeist mit aufgefangenem Regenwasser, verbessert durch Verdunstung das Mikroklima. Eine Promenade darum herum ermöglicht es den Menschen aus der Umgebung, diese Orte zu genießen.
Das Gebäude hat einen flexiblen Grundriss, der an sich ändernde Arbeitsweisen angepasst werden kann. Zudem haben die 58 tragenden Säulen identische Querschnitte, sodass sie in der Zukunft wiederverwendet werden können. Die Konstruktionen sind auch darauf ausgelegt, demontiert zu werden. Dies bedeutet beispielsweise das Vermeiden von Verbundwerkstoffen und Verklebungen.
Die Fassade des Lagerkubus ist aus 100 Jahre alten, im Feld gebrannten Ziegeln gefertigt. Diese Steine können später wieder demontiert und für ein anderes Gebäude wiederverwendet werden. Die Ziegelfassade im “Berfes”-Stil stammt aus einer alten Textilfabrik vom Niederrhein. Sie wurden während des Abrisses entfernt und für die Wiederverwendung aufbereitet. Das Lager kann um eine weitere Etage (457 m² Nutzfläche) nach oben erweitert werden.
Da das gesamte Gebäude als Lager für Baumaterialien konzipiert ist, wurden die meist lokalen Materialien im Voraus auf Wiederverwendbarkeit und Kompostierbarkeit getestet. Im Innenraum findet man daher Lehmgipsplatten, Restmastic-Asphaltprodukte für Bodenbeläge, recycelte Holzfaserisolierungen und Schaumglas.
Aktives Design
Es gibt sowohl Treppen als auch Rampen, die Zugang zum Gebäude bieten.
Nachhaltigkeit
Das innovative und zukunftssichere Gebäude, das sich über vier Stockwerke erstreckt, wurde nicht nur als Lager für Baumaterialien konzipiert, sondern ist auch energetisch nachhaltig. Es werden keine fossilen Energiequellen (Kohle, Öl oder Gas) für Heizung und Kühlung verwendet. Stattdessen setzt man auf geothermische Energie, Solarkollektoren und photovoltaische Systeme auf dem Dach.
Ein durchdachtes System aus Gründachflächen, Reservoirs und Gräben regelt die nachhaltige Ableitung von Regenwasser. Das Regenwasser wird über Zisternen und Gräben genutzt.
Ergebnis
Der Primärenergiebedarf des Gebäudes beträgt 39,9 kWh/(m².a) und es erfüllt die Energieeffizienzklasse von Energieeffizienzhaus 55. Das Gebäude wird zu 100 % mit erneuerbarer Energie betrieben.
Auszeichnungen und Anerkennungen
Das Gebäude wurde für den EUmies Award 2024 nominiert.
Es erhielt Anerkennung durch den Balthasar Neumann Preis 2023.
Zudem wurde es in der Kategorie ‚Ressourcen- und Energieeffizienz‘ im Jahr 2022 als Gewinner ausgezeichnet.