Cognition, economic decision-making, and physiological response to indoor carbon dioxide

Cognition, economic decision-making, and physiological response to indoor carbon dioxide

CO₂ in Innenräumen: Wie sehr beeinflusst es uns wirklich?

Die Annahme, dass hohe CO₂-Konzentrationen in Innenräumen direkt zu vermindertem Denkvermögen und geringerer Produktivität führen, ist weit verbreitet. Eine aktuelle Studie des IZA Institute of Labor Economics wirft jedoch ein neues Licht auf diese Frage.

Die Studie: CO₂ isoliert betrachtet

In einem kontrollierten Experiment wurden zwanzig gesunde Büroangestellte acht Stunden lang entweder einer hohen (3.000 ppm) oder einer niedrigen (900 ppm) CO₂-Konzentration ausgesetzt. Andere Einflussfaktoren wie flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Feinstaub wurden konstant gehalten, um die Wirkung von CO₂ isoliert zu untersuchen.

Auffällige Ergebnisse

Die Studie fand keinen signifikanten negativen Effekt von 3.000 ppm CO₂ auf:

  • Kognitive Leistungen: Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutive Funktionen blieben unbeeinträchtigt.

  • Wirtschaftliches Entscheidungsverhalten: Risikobereitschaft und Geduld bei finanziellen Entscheidungen veränderten sich nicht.

  • Physiologische Reaktionen: Es wurden keine Erhöhungen der Herzfrequenz, des Blutdrucks oder der körperlichen Aktivität festgestellt.

Die Schlussfolgerung?
Der menschliche Körper scheint in der Lage zu sein, mit einer CO₂-Konzentration von 3.000 ppm umzugehen – ohne unmittelbare negative Auswirkungen auf Denkprozesse, Entscheidungen oder physiologische Reaktionen.

Was bedeutet das für die Praxis?

Die Ergebnisse legen nahe, dass eine leicht reduzierte Lüftung – solange 3.000 ppm nicht überschritten werden – kurzfristig nicht zwangsläufig schädlich für die menschliche Leistungsfähigkeit ist. Das ist besonders relevant im Hinblick auf die Energieoptimierung in Gebäuden. Auch wenn CO₂ häufig als Indikator für schlechte Luftqualität verwendet wird, ist die Frage, ob CO₂ selbst gesundheitsschädlich ist, komplexer als bisher angenommen.

Weitere Forschung ist notwendig – insbesondere bei höheren CO₂-Werten und mit Blick auf empfindliche Bevölkerungsgruppen.

Mehr erfahren?

Lies auch unsere weiteren Beiträge über Luftqualität, Raumklima und Gesundheit.

Quelle:

Flagner, S., Meissner, T., Künn, S., Eichholtz, P., Kok, N., Kramer, R., van Marken-Lichtenbelt, W., Ly, C., & Plasqui, G. (2024). Cognition, Economic Decision-Making, and Physiological Response to Indoor Carbon Dioxide: Does It Really Matter? IZA – Institute for Labour Economics, Bonn. IZA Discussion Paper Series No. 17019