
Energy Efficiency Information and Valuation Practices in Rental Housing
Energieeffiziente Mietwohnungen erhalten höhere Bewertungen – aber erst seit Kurzem
Energieeffizientes Wohnen ist gut für das Klima und den Geldbeutel.
Aber gilt das auch für den Wert einer Wohnung? Und berücksichtigen professionelle Gutachter die Energieeffizienz überhaupt bei der Bewertung?
Ein Forschungsteam hat mehr als 69.000 Wohnungsbewertungen in England und den Niederlanden zwischen 2010 und 2015 untersucht – mit einem überraschenden Ergebnis:
Erst ab etwa 2015 begann die Energieeffizienz tatsächlich eine Rolle bei der Wertermittlung von Mietwohnungen zu spielen.
Was wurde untersucht?
Die Studie analysierte die Rolle von Energieeffizienzklassen (Labels) bei der Bewertung von sozialen und preisgünstigen Mietwohnungen. Zwei große Datensätze wurden herangezogen:
- 12.000 Wohnungen in Nordwestengland (2012 und 2015)
- 57.000 Wohnungen in der Region Amsterdam (2010 und 2015)
Wichtig: Es handelte sich um externe Bewertungen derselben Wohnungen, durchgeführt von professionellen Gutachtern. Nur nicht sanierte Wohnungen ohne Labeländerung wurden berücksichtigt – um den reinen Effekt des Energieeffizienzlabels zu messen.
Was zeigte die Analyse?
In den Jahren 2010 und 2012 spielte die Energieeffizienz keine erkennbare Rolle. Wohnungen mit einem A- oder B-Label wurden nicht höher bewertet als solche mit schlechtem oder gar keinem Label.
2015 zeigte sich jedoch ein klarer Wandel:
- In den Niederlanden wurden A-Label-Wohnungen durchschnittlich 7,1 % höher bewertet als vergleichbare Wohnungen ohne Label.
- Für B- und C-Labels lagen die Aufschläge bei 5,4 % bzw. 3,1 %.
- In England erhielten Wohnungen mit D-, E- oder F-Labels Abschläge bis zu 1,8 % im Vergleich zu C-Label-Wohnungen.
Das Energieeffizienzlabel wurde somit zu einem wertrelevanten Faktor – sowohl mit positiver (grüner Prämie) als auch mit negativer Wirkung (brauner Abschlag).
Warum dieser Wandel?
Die Forschenden nennen mehrere mögliche Ursachen:
- Wissenschaftlicher Konsens: Zwischen 2010 und 2015 setzte sich in der Forschung die Erkenntnis durch, dass energieeffiziente Wohnungen einen höheren Marktwert haben.
- Diese Erkenntnisse sickerten allmählich in die Praxis der Gutachter.
- Regulatorischer Druck spielte mit hinein – etwa in England, wo Wohnungen mit F- oder G-Label seit 2018 nicht mehr vermietet werden dürfen.
Was bedeutet das?
Für Wohnungsgesellschaften und Investoren ist das eine wichtige Erkenntnis.
Wenn energieeffiziente Wohnungen höher bewertet werden, steigt auch der Wert der Sicherheiten – und damit die Kreditwürdigkeit.
Investitionen in energetische Sanierung werden dadurch finanziell attraktiver.
Bemerkenswert: Die Wertsteigerung hängt nicht direkt mit höheren Mieten zusammen.
Entscheidend ist vor allem das Label selbst – oder die geringere Risikoeinschätzung durch den Gutachter.
Zusammenfassung
Vor 2015 berücksichtigten professionelle Gutachter in England und den Niederlanden die Energieeffizienz kaum bei der Bewertung von Mietwohnungen.
Seit 2015 hat sich das deutlich geändert:
- Gute Labels (A, B, C) führen zu höheren Bewertungen,
- schlechte Labels (D, E, F) können zu Abwertungen führen.
Diese Entwicklung macht energetische Sanierungen auch wirtschaftlich interessanter für Vermieter.
Quelle
Chegut A, Eichholtz P, Holtermans R, Palacios J (2019) Energy Efficiency Information and Valuation Practices in Rental Housing. J Real Estate Finan Econ 60:181–204.