Moving to productivity: The benefits of healthy buildings
Venlo zeigt: Gesunde Gebäude machen Menschen gesünder und produktiver
Was wäre, wenn ein Gebäude mehr könnte, als nur Schutz vor Wind und Wetter zu bieten? In Venlo entschied man sich 2016 dafür, ein Rathaus zu errichten, das nicht nur nachhaltig ist, sondern auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt. Forschende der Maastricht University nutzten diese Gelegenheit, um eine außergewöhnliche Frage zu beantworten: Macht ein gesundes Gebäude Menschen tatsächlich gesünder und produktiver?
Vom Altbau ins neue Rathaus
Rund siebzig Prozent der städtischen Angestellten zogen in das neue Rathaus. Kein gewöhnlicher Umzug: Das Gebäude wurde nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzipien konzipiert, mit einer 2.000 m² großen grünen Fassade, natürlicher Belüftung und optimaler Tageslichtnutzung. Kein Zertifikat an der Wand, sondern ein Design, das Gesundheit und Komfort ins Zentrum stellte.
Die Forschenden begleiteten über sechshundert Mitarbeitende – sowohl diejenigen, die umzogen, als auch jene, die in den alten Gebäuden blieben. Sie befragten sie viermal: direkt vor dem Umzug und drei weitere Male in den darauffolgenden zwei Jahren.
Was änderte sich für die Mitarbeitenden?
Die Ergebnisse waren bemerkenswert. Mitarbeitende, die umgezogen waren, berichteten von deutlich weniger Beschwerden, die zum sogenannten Sick Building Syndrome passen – wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder trockene Augen. Die Anzahl dieser Meldungen sank um 42 %.
Zudem waren sie deutlich zufriedener mit der Luftqualität, dem Licht und der Temperatur an ihrem neuen Arbeitsplatz.
Dieses gesteigerte Wohlbefinden blieb nicht ohne Folgen: Zwei Jahre nach dem Umzug war der Krankenstand um 2 % gesunken. Auf den ersten Blick scheint das wenig, doch bei einer Gehaltssumme von mehreren Dutzend Millionen Euro bedeutet das erhebliche Einsparungen für die Stadt. Außerdem gaben die Mitarbeitenden an, sich wohler zu fühlen und zufriedener mit ihrer Arbeit zu sein.
Kein kurzer Anfangseffekt
Man könnte meinen, es handle sich um einen kurzfristigen „Neubau-Effekt“. Doch die Forschenden stellten fest: Es gab keinen Rückgang der positiven Effekte – auch nach zwei Jahren hielten diese an.
Interessantes Detail: Besonders ältere Mitarbeitende profitierten stark von der gesünderen Umgebung – ihre Gesundheit und Zufriedenheit verbesserten sich am meisten.
Mehr als nur Energie sparen
Das Beispiel Venlo zeigt: Gesunde Gebäude gehen weit über Energieeffizienz hinaus. Sie bieten direkte Vorteile für die Menschen, die dort arbeiten. Für Organisationen bedeutet das: weniger Fehlzeiten, mehr Zufriedenheit und letztlich höhere Produktivität.
Zusammenfassung
Die Untersuchung des neuen Rathauses in Venlo zeigt, dass gesunde Gebäude keine Luxusausgabe sind, sondern eine Investition, die sich lohnt.
Mitarbeitende meldeten 42 % weniger gesundheitliche Beschwerden, 2 % weniger Krankenstand und eine höhere Zufriedenheit mit ihrer Arbeitsumgebung. Die Effekte blieben über zwei Jahre bestehen – besonders bei älteren Beschäftigten.
Quelle:
Palacios J., Eichholtz P., Kok N. (2020).
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