The effect of post-COVID-19 ventilation measures on indoor air quality in primary schools
Frische Luft nach Corona: Bleibende Wirkung oder vorübergehendes Verhalten?
Seit der Corona-Pandemie wissen wir alle, wie wichtig frische Luft ist. Fenster auf, Lüftungsanlagen auf Hochtouren – das wurde fester Bestandteil des Schulalltags.
Aber was hat das eigentlich gebracht? Und: Sind diese Verbesserungen geblieben?
Forschende der Universität Maastricht untersuchten vier Jahre lang die Luftqualität in 252 Klassenräumen an 27 Grundschulen in Limburg.
Die Ergebnisse liefern nicht nur technische Erkenntnisse – sondern vor allem Einsichten in menschliches Verhalten.
Was geschah während Corona?
Im März 2020 wurden die Schulen geschlossen. Nach der Wiedereröffnung galten strenge Lüftungsvorgaben. Schulen mussten entweder:
- mechanische Lüftungsanlagen dauerhaft laufen lassen
- oder – falls nicht vorhanden – Fenster und Türen konsequent offen halten
Die Idee dahinter:
Mehr Frischluft = weniger Infektionsrisiko
Bessere Luftqualität = bessere Konzentration, Leistung und Gesundheit
Was beobachteten die Forschenden?
Nach der Wiedereröffnung sanken die CO₂-Werte in den Klassenräumen deutlich:
- In natürlich belüfteten Räumen sank der CO₂-Gehalt um 29 %
- In mechanisch belüfteten Räumen lag die Reduktion bei 15 %
Auch die Anzahl an Feinstaubpartikeln – die bei der Übertragung von Viren eine Rolle spielen – ging spürbar zurück. Der Rückgang war bei natürlicher Lüftung besonders groß – vermutlich, weil Lehrkräfte hier aktiver lüfteten: Fenster auf, Türen auf.
Aber blieb das so?
Leider nein. Der Effekt ließ allmählich nach.
Je mehr das Gefühl der Corona-Gefahr nachließ, desto seltener wurden Fenster und Türen geöffnet.
Die CO₂-Werte stiegen wöchentlich um etwa 0,5 bis 0,8 % – insbesondere in Räumen ohne mechanische Belüftung.
Innerhalb eines halben Jahres war ein Großteil der Verbesserungen verloren.
Ein klassisches Beispiel für Rückfallverhalten: Wenn die Bedrohung verschwindet, lässt die Aufmerksamkeit nach.
Was sagt das über Lüftung?
Die Studie zeigt:
Gute Lüftung ist nicht nur Technik – sondern vor allem Verhalten.
Selbst die beste Anlage hilft wenig, wenn sie nicht richtig genutzt wird.
Und selbst ohne Technik lässt sich viel erreichen – wenn man weiß wie und dranbleibt.
Mechanische Lüftung liefert stabilere Ergebnisse, vor allem langfristig.
Aber auch hier gilt: Wartung und bewusste Nutzung sind entscheidend.
Zusammenfassung
Diese groß angelegte Studie belegt:
Post-COVID-Lüftungsmaßnahmen führten zu deutlich besserer Luftqualität in niederländischen Grundschulen – besonders bei natürlicher Belüftung.
Doch der Effekt ließ nach, als die Corona-Gefahr schwand.
Lüftung ist daher nicht nur ein technisches, sondern auch ein verhaltensbezogenes Thema.
Für Schulen, Kommunen und Entscheidungsträger bedeutet das:
Investitionen in Technik sind wichtig –
aber Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung sind genauso entscheidend.
Quelle:
The effect of post-COVID-19 ventilation measures on indoor air quality in primary schools
P. Eichholtz, N. Kok & X. Sun, Maastricht University
Veröffentlicht in PNAS Nexus, 2024