Healthy Building Movement war an diesem Projekt beteiligt | |
Funktion | Industriehalle |
Abgeschlossen in | 2020 |
Fläche in m2 | |
Beteiligte Parteien | |
Adresse | Industriestrasse 3, 41334 Nettetal, Germany |
Website | http://www.dammer.de/ |
Anleitung
Inspiriert vom Healthy Building Network beschloss Christoph Dicks, Geschäftsführer der Peter Dammer GmbH, einen neuen Weg einzuschlagen. Er betrachtete die künftige Wertentwicklung seines Neubaus aus einer kaufmännischen Perspektive. Ein entscheidender Faktor war die Leistungsfähigkeit des Gebäudes: „Ich bin kein Ingenieur, ich bin Kaufmann. Deshalb steht für mich die wirtschaftliche Nachhaltigkeit an erster Stelle. Wenn ich nicht überzeugt bin, kann ich es nicht verkaufen.“
Familienunternehmen entscheiden sich relativ häufig für gesundes Bauen. Ein erkennbarer Grund dafür ist, dass die Eigentümer und Familienmitglieder die Immobilie selbst nutzen und sich auch mit ihren Mitarbeitern stärker verbunden fühlen als in manchen anderen Unternehmen. Sie sind daher bereit, eine relativ geringfügig höhere Investition zu tätigen, was den Nutzern des Gebäudes zugute kommt. Schließlich fühlen sich die Nutzer an einem gesunden Arbeitsplatz wohler und gesünder.
Bauprozess
Das Thema Gesundheit konnte von Anfang an berücksichtig werden, da der Bauantrag inklusive der gesamten Planung und auch die schlüsselfertige Erstellung von der Peter Dammer GmbH und der hauseignen Immobiliengesellschaft getätigt wurde. Auch die Erkenntnisse aus der Teilnahme von dem Vorgänger Projekt Healthy Building Network und der daraus inspirierten Recherche wurden hier berücksichtigt und flossen mit ein.
Der Schwerpunkt lag auf der Vermeidung schädlicher Produkte. Von Beginn an war das Ziel, eine gesunde und nachhaltige Umgebung zu schaffen, die den höchsten Standards entspricht. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung der Büroräume ist bei der Firma Peter Dammer Standard. Diese sorgt für eine kontinuierliche Zufuhr von frischer Luft und entfernt gleichzeitig Schadstoffe und überschüssige Feuchtigkeit aus den Räumen.
Der Bauprozess unterschied sich nur geringfügig vom traditionellen Bauprozess. Der einzige bemerkenswerte Unterschied bestand in der Verwendung von Lehmbauwänden anstelle von Gipskartonwänden. Dieser Schritt nahm mehr Zeit in Anspruch als der Einbau von Gipskarton, was zu einer etwas längeren Bauzeit führte. Ansonsten verlief der Bauprozess wie gewohnt, wobei alle üblichen Planungs- und Bauphasen durchlaufen wurden.
Gesundes Gebäude
Luftqualität
Durch die kontrollierte Be- und Entlüftung wird kontinuierlich frische, vorgewärmte Luft zugeführt. Die Fenster müssen nicht geöffnet werden, was an diesem Standort besonders wichtig ist, da die Straße zu einem Umladeterminal mit hohem LKW-Verkehr führt. So bleiben Lärm, Gerüche, Stäube und andere Schadstoffe draußen.
Luftfeuchtigkeit
Der Lehmbau trägt zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit bei. Im Obergeschoss sorgt eine Enthalpie-Lüftungsanlage dafür, dass die Luftfeuchtigkeit auch im Winter nicht absinkt, im Gegensatz zum Erdgeschoss mit einer konventionellen Lüftungsanlage.
Thermischer Komfort
Dank der sehr gut gedämmten Gebäudehülle (Energieeffizienzstandard 55), der Fußbodenheizung und der Lüftung ist der thermische Komfort sehr hoch. Dies sorgt für ein angenehmes Raumklima zu jeder Jahreszeit.
Belichtung
Eine natürliche Belichtung, ergänzt durch LED-Rasterleuchten (60 cm x 60 cm), sorgt für eine gute Ausleuchtung der Räume ohne grelle Lichtquellen. Dies trägt zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre bei.
Ästhetik und Raumgefühl
Das Aussehen und Gefühl der Räume werden durch den Lehmbau dominiert. Im Erdgeschoss ist der Lehmbau klassisch weiß gehalten, während im Obergeschoss braune, graue und weiße Lehmfarben verwendet wurden. Dies verleiht den Räumen eine wohnliche Atmosphäre, die eher an ein schönes Wohnzimmer als an ein Büro erinnert.
Lärm & Akustik
Die raue Oberfläche des Lehmbaus, schallschluckende Rasterdecken und die Lüftungsanlagen tragen zur Optimierung der Lärm– und Akustikverhältnisse bei. Da die Fenster geschlossen bleiben können, wird der Straßenlärm ferngehalten. Diese Kombination sorgt für eine ruhige und konzentrierte Arbeitsumgebung.
Nachhaltigkeit
Die Halle wurde nach dem hohen Energiestandard KfW55 gebaut. Dieser Standard basiert auf zwei Parametern: dem jährlichen Energiebedarf des Gebäudes und der Wärmemenge, die durch schlecht gedämmte Fenster, Außenwände usw. entweichen kann. In Deutschland gibt es Vorschriften, die Mindeststandards festlegen, die alle neuen Gebäude erfüllen müssen (Energieeinsparverordnung). Diese Standards sind der Maßstab für „KfW-Effizienz 100“.
Aber es ist möglich, Häuser zu bauen, die nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern sogar noch energieeffizienter sind. Effizienz 55“ benötigt nur 55 Prozent der Energie, die ein Gebäude mit ‚Effizienz 100‘ benötigt. Zusätzlicher Vorteil: Je niedriger die KfW-Effizienz, desto höher die Förderung.
Ergebnis
Die geringen Mehrkosten für die Erfüllung des KFW55-Standards und Cradle-to-Cradle-Materialien können durch den fünfprozentigen Tilgungszuschuss einer KFW55-Finanzierung ausgeglichen werden. Gesundes Bauen ist also nicht teurer!