Healthy Building Movement ist an diesem Projekt beteiligt. | |
Function | Rathaus |
Funktion | 2016 |
Fläche in m2 | 13.500 |
Kosten | 34,5 Millionen Euro |
Beteiligte Parteien | Kraaijvanger Architects, Ballast Nedam, Laudy Bouw, C2C Expolab, BBN, WSM Engineering, Veldhoen & Company, Royal Haskoning DHV, HEVO |
Adresse | Hanzeplaats 1, Venlo |
Website | www.venlo.nl |
Anlass
Dieses Gebäude ist das erste Gemeindebüro der Welt, das nach den Prinzipien von Cradle-to-Cradle (C2C) entworfen wurde. Die Gemeinde Venlo sieht Cradle to Cradle als innovatives wirtschaftliches Gestaltungsprinzip mit größtmöglicher Nachhaltigkeit, weshalb das neue Rathaus nach diesen Prinzipien gebaut wurde. Es sollte ein Gebäude sein, das ausstrahlt, was die Gemeinde sein will: offen, transparent und zugänglich.
Die drei wichtigsten Punkte für dieses Healthy Building waren: so viel Tageslicht und Grün wie möglich einbringen, Wege durch das Gebäude schaffen, auf denen sich die Menschen bewegen und treffen, und nur gesunde Materialien verwenden. Das Gebäude sollte ein gesundes Umfeld für seine Nutzer schaffen und damit auch die Fehlzeiten reduzieren. Das Gebäude ist eine Umsetzung dieser Ambitionen: Venlo wollte weniger Abschottung und mehr als Netzwerkorganisation arbeiten.
Bauprozess
Während des Entwicklungsprozesses wurden menschliche, ökologische und wirtschaftliche Erwägungen so weit wie möglich berücksichtigt. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wurde der Restwert der Materialien beim Abriss des Gebäudes berücksichtigt. Das neue Rathaus der Gemeinde Venlo wurde nach dem Prinzip Cradle to Cradle (C2C) gebaut, nach dem Motto ‘Abfall existiert nicht‘. In diesem Sinne werden auch Wasser und Regen in und um das Bürogebäude wiederverwendet.
Außerdem wurde bereits während der Bauphase ein grüner Abrissplan erstellt. Mit diesem wurde das Gebäude so gebaut, dass es eines Tages wieder abgebaut und die Materialien wiederverwendet werden können.
Gesundes Gebäude
Luftqualität - innen
Die Luft im Rathaus ist dank der grünen Wände und des Gewächshauses in den oberen Stockwerken sauberer als die Außenluft. Auch der Low-Tech-Sonnenkamin spielt eine wichtige Rolle. Diese Lösung sorgt dafür, dass die Luft sechsmal pro Stunde aufgefrischt wird. Wenn die Sonne auf den Glaskamin scheint, erwärmt sich die Luft dort. Die warme Luft steigt nach oben und sorgt für eine natürliche Luftzirkulation. Der Sonnenkamin sorgt also für eine natürliche Belüftung.
Auch die Wahl der Materialien trägt zur Luftqualität bei. Das Gebäude enthält kaum VOCs (flüchtige organische Verbindungen, wie sie in Klebstoffen und Farben enthalten sind). Außerdem wurde im Gebäude ein spezieller Bodenbelag verlegt, der Feinstaub bindet. Dies kommt der sauberen Innenraumluft zugute.
Luftqualität - Grüne Fassade
Verunreinigte Luft aus dem Gebäude wird durch die grüne Modulogreen-Fassade durch den Hohlraum nach außen geblasen, wobei die Pflanzen in der Fassade die Luft reinigen. Die Gesamtoberfläche der grünen Fassade beträgt über 2000 m2 und ist damit die größte in Europa!
Die Fassade enthält verschiedene Pflanzenarten, so dass sie nicht nur im Sommer eine schöne Farbe hat. Ein Tropfsystem sorgt dafür, dass die Pflanzen Wasser und Nährstoffe erhalten, wenn sie danach verlangen. Abgesehen von der Tatsache, dass die grüne Fassade ästhetisch ansprechend ist und einen Schutzschild gegen Beeinträchtigungen durch den Verkehr und die Eisenbahn bietet, wurde diese Wahl vor allem aus Gründen der biologischen Vielfalt und zum Schutz vor Hitzestress getroffen. Außerdem bietet die Fassade einen Puffer für Wasser und verbessert die Luftqualität in der unmittelbaren Umgebung. In einem Umkreis von 500 Metern um das Gebäude wird die Feinstaubbelastung um 30 % reduziert!
Luftqualität - Parkhaus
Nicht nur die Arbeitsbereiche sind sorgfältig gestaltet, auch das Parkhaus mit 400 Stellplätzen ist gut durchdacht. Parkhäuser sind oft dunkel und verschlossen. Das Parkhaus unter den städtischen Büros hat jedoch große Öffnungen für Tageslicht und frische Luft. Die Begrünung über den Öffnungen reinigt die Abluft.
Auch das Parkhaus selbst ist grün: Hier wachsen Bäume, Kletterpflanzen und sogar Pilze. Darüber hinaus hat das Parkhaus eine zusätzliche Funktion zur Kühlung und Erwärmung der Luft. Gereinigte Luft aus dem Gewächshaus wird in das Parkhaus geleitet und im Boden gekühlt.
Über spezielle Rohre wird die Luft aus dem Gewächshaus in Rohre im Boden des Parkhauses geleitet und dort gekühlt. Die gereinigte Luft wird dann in das Stadtbüro freigesetzt.
Licht
Das Tageslicht wird tief in das Gebäude hineingelassen, um den Bedarf an künstlicher Beleuchtung und damit den Energieverbrauch zu verringern. Um dies zu erreichen, sind die Stockwerke durch Hohlräume mit Treppen verbunden. Die Bereiche um die Hohlräume herum sind Treffpunkte, an denen sich alle unterstützenden Einrichtungen und informellen Kommunikationszonen befinden.
Klimakontrolle und thermischer Komfort
Das Gewächshaus im 8. und 9. Stock erwärmt und befeuchtet die in das Gebäude eintretende Luft. Das Ergebnis ist ein noch nie dagewesenes Raumklima mit einer konstanten, angenehmen Temperatur von 23 Grad. Das Klima im Gewächshaus und im Parkhaus wird genutzt, um die Luft im Gebäude zu heizen oder zu kühlen. Für die Warmwasserbereitung sind auf dem Dach Solarboiler installiert.
Außerdem gibt es den Solarkamin, der die Anzahl der Installationen reduziert. Da der Hohlraum in der Mitte des Gebäudes direkt mit dem Schornstein verbunden ist, muss das Gebäude nicht klimatisiert werden. Selbst bei hohen Temperaturen ist es im Inneren angenehm. Diese äußerst nachhaltige und technisch einfache Lösung minimiert die Energiekosten.
Look and feel
Die vorherrschende Farbe in und um das Rathaus ist grün. Vom Parkplatz mit grünen Hohlräumen bis zu den grünen Wänden des Gebäudes und dem schönen Garten. Selbst im achten und neunten Stockwerk finden Sie Grün in einem Gewächshaus mit saisonalen Arbeitsplätzen, in dem regionale Produkte angebaut werden.
Es wurden so viele demontierbare Rohstoffe wie möglich verwendet. Die meisten Materialien können im Falle eines Abrisses oder einer Renovierung problemlos wiederverwendet werden. Wenn das Gebäude ersetzt werden muss, können 80 Prozent des Materials wiederverwendet werden: Es gibt kaum Abbruchmaterial. Das Gebäude ist im Grunde eine Ressourcenbank. Das Ziel ist es, dass die Materialien keinerlei negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben, da dies in der Entwurfsphase sorgfältig berücksichtigt wurde.
Lärm und Akustik
Die städtischen Büros bieten verschiedene Arten von Arbeitsplätzen. Sie können zum Beispiel in Ruhe arbeiten oder sich beraten.
Aktives Design
Der Schwerpunkt der Einrichtung liegt auf der Schaffung eines gesunden, dynamischen Arbeitsumfelds. Es gibt eine große Vielfalt an unpersönlichen, aktivitätsbezogenen Arbeitsplätzen und informellen Beratungsbereichen. Für die Nutzer ist das Gebäude so konzipiert, dass es die Interaktion fördert.
Nachhaltigkeit
1.200 m2 Sonnenkollektoren und Solarkessel
Das Besondere am Rathaus ist, dass das Gebäude seine eigene Energie durch thermische Energiespeicher (WKO), Sonnenkollektoren und Solarkessel erzeugt. Das Gebäude ist außerdem so konzipiert, dass das Sonnenlicht optimal genutzt wird.
Die Sonnenkollektoren befinden sich unter anderem auf den großen, ausladenden Vordächern an der Rückseite des Gebäudes, die so positioniert sind, dass die Sonne im Winter leicht eindringt, im Sommer jedoch nicht. Dadurch bleibt die Hitze im Sommer draußen und eine zusätzliche Kühlung des Gebäudes ist nicht erforderlich. Und natürlich ist das Gebäude mit der grünen Fassade und der Dreifachverglasung gut isoliert, um nicht unnötig Energie zu verlieren.
Geschlossener Wasserkreislauf
Abwässer, z. B. aus den Waschbecken, werden in einem großen Teich (dem Helophytenfeld) auf der Rückseite des Gebäudes gereinigt. Der Teich enthält alle Arten von Wasserpflanzen, die von den Nährstoffen aus unserem Abwasser leben. Einen Teil des gereinigten Wassers verwenden wir wieder im Gebäude, z. B. für die Toilettenspülung. Was übrig bleibt, fließt in die Maas.
Außerdem wird der Regen aufgefangen und für die Toilettenspülung und die Bewässerung der grünen Fassade verwendet.
In Zukunft besteht die Möglichkeit, neue Techniken einzusetzen, um das Wassersystem weiter zu optimieren. Das Dach der öffentlichen Halle ist bereit, eine zusätzliche Wasseraufbereitung zu ermöglichen. Das Gebäude ist so konzipiert, dass es sich ständig verbessert.
Resultat
Laut einer Untersuchung der Universität Maastricht fühlen sich die Mitarbeiter der Stadtverwaltung in den neuen Büros viel wohler. Die ersten Untersuchungen haben gezeigt, dass das Sick-Building-Syndrom im Vergleich zu den alten Standorten um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist.
Die Menschen leiden weniger unter trockenen Augen und trockener Haut und haben weniger Konzentrationsschwächen. Die Auswirkungen des Umzugs waren auch noch nach 2 Jahren sichtbar. Bei den älteren Arbeitnehmern waren die gesundheitlichen Auswirkungen am größten.
Business case
Auf Ersuchen der Gemeinde Venlo untersuchte HEVO, ob der Business Case wie geplant funktionierte. Die aus diesem Fall gewonnenen Erkenntnisse sind für nachfolgende Projekte von Nutzen. HEVO erstellte auch ein Finanzmodell für das Healthy Building Network, um die Auswirkungen produktivitätssteigernder Materialien und Systeme zu veranschaulichen. Dabei handelt es sich um eine Tabellenkalkulation, die alle Finanzströme eines Gebäudes zusammenfasst: Kapitalkosten, Betriebskosten, potenzieller Restwert von Materialien und jetzt auch die Auswirkungen der Gesundheit auf eine höhere Arbeitsproduktivität”, erklärt Michel Weijers vom C2C ExpoLab. Durch die Eingabe von Parametern können Gebäudemanager und Kunden dieses Tool auf einfache und klare Weise nutzen, um die Auswirkungen bestimmter Produkte und Anwendungen in einem Gebäude sowie deren Mehrwert zu erkennen. Mit diesem Tool können wir die gebaute Umwelt Schritt für Schritt nachhaltiger und gesünder machen”.
Erweiterung
Sechs Jahre nach der Eröffnung des kreisförmigen Stadtbüros wurde der Block durch kreisförmige Wohnungen ergänzt. Ein höheres Wohngebäude mit 80 Zweizimmerwohnungen, 15 Studios und eine untere Reihe mit fünf Stadthäusern wurden hinzugefügt. Damit wird der wachsenden Zielgruppe der Ein- und Zweipersonenhaushalte in Venlo Rechnung getragen.
Zertifikate
- C2C Innovation Award 2013
- Jury- en publieksprijs Amerikaanse Architzer A+Awards 2017 – winnaar categorie overheidsgebouwen
- Tweede bij de ABN AMRO Circular Economy Awards 2017 in de categorie Beste circulaire regio.
- Plan Award 2017, winnaar categorie Kantoren & Business
- WAN Sustainable Buildings Awards 2017 – nominatie Shortlist
- 2017 Shaw Contract Design Awards
- 10th Annual International Color Awards 2017, eervolle vermelding
- Green Building Solutions Award 2016 – finalist
- Cradle to Cradle Products Innovation Institute Award 2016
- Green Building Solutions Award 2016 – eervolle vermelding
- Wood in architecture 2016 – longlist